Interview with Dr. Nicola WengeInterview mit Dr. Nicola Wenge
Interview: Dr. Nicola Wenge, Head of the Documentation Center Oberer Kuhberg (DZOK)
What are your main tasks?
As a historian, I run a place of remembrance and education on German history. At the memorial site (DZOK) visitors can learn how the National Socialists destroyed the first German democracy, how they silenced their political opponents and set up the concentration camps as a central instrument of terror. My main tasks include scientific research, historical-political educational work and the further development of the culture of remembrance.
What is particularly important to you?
Knowledge about the time of National Socialism is dwindling precisely at a time when the last witnesses are dying and many people no longer want to hear about the Nazi era. Lies about history, relativizations and denial of the crimes against humanity are expressed more openly. It is very important to me to take well-founded countermeasures, to educate and to keep the memory of the victims alive.
Today, it is particularly important to show the causes of National Socialism: The contempt for democracy and human rights, anti-Semitism and racism, greed and exploitation, ethnic and nationalist megalomania.
My goal is that people fight against dehumanizing speech, believes in racial-authoritarian superiority and the associated devaluation of others.
How can the future culture of remembrance be developed further?
The culture of remembrance can evolve positively, if it gives room for the changing questions and interests of future generations while pointing out the references between history and present. It should open up further for intercultural approaches, for comparative genocide research as well as for the further development of a European culture of remembrance. At the same time, I hope that the strong civic impetus for a critical examination of history will be maintained. Remembrance culture should be a thorn and an encouragement for a better future.
Thank you for the interview
Interview: Dr. Nicola Wenge, Leiterin des Dokumentationszentrums Oberer Kuhberg (DZOK)
Welches sind Ihre Hauptaufgaben?
Ich leite als Historikerin einen Erinnerungs- und Bildungsort zur deutschen Geschichte. In der Gedenkstätte (DZOK) können Besucher erfahren, wie die Nationalsozialisten die erste deutsche Demokratie zerstörten, wie sie ihre politischen Gegner mundtot machten und die Konzentrationslager als zentrales Terrorinstrument errichteten.
Zu meinen Hauptaufgaben gehören wissenschaftliche Forschung, historisch-politische Bildungsarbeit und die Weiterentwicklung der Erinnerungskultur.
Was ist Ihnen besonders wichtig?
Das Wissen um die Zeit des Nationalsozialismus geht gerade in einer Zeit zurück, in der die letzten Zeitzeugen sterben und gleichzeitig viele Menschen von der NS Zeit nichts mehr hören wollen. Geschichtslügen und Relativierungen der Menschheitsverbrechen werden offener geäußert. Hier fundiert entgegenzusteuern, Aufklärung und das Andenken an die Opfer hoch zu halten, ist mir sehr wichtig.
Gerade in der heutigen Zeit gilt es aufzuzeigen, dass die Ursachen für den Nationalsozialismus in der Verachtung der Demokratie und Menschenrechte, in Antisemitismus und Rassismus, Habgier und Ausbeutungsbereitschaft, ethnischen und nationalistischem Größenwahn lagen.
Mein Ziel ist es, dass Menschen sich gegen menschenverachtend Sprache, völkisch-autoritäres Überlegenheitsdenken und die damit verbundene Abwertung anderer einsetzen.
Wie kann die künftige Erinnerungskultur weiterentwickelt werden?
Die Erinnerungskultur kann sich gut weiterentwickeln, wenn sie den verändernden Fragestellungen und Interessen nachkommender Generationen Raum gibt und Bezüge zur Gegenwart aufzeigt. Sie sollte sich weiter öffnen für interkulturelle Ansätze, für vergleichende Genozidforschung ebenso wie für die Weiterentwicklung einer europäischen Erinnerungskultur. Ich wünsche mir gleichzeitig, dass der starke bürgerschaftliche Impuls für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte erhalten bleibt. Erinnerungskultur soll ein Stachel und eine Ermutigung für eine bessere Zukunft sein.
Danke für das Interview